Die andere Oma: Ergänzung ohne Eifersucht

Mit wem man ein Kind in diese Welt setzt, das sucht man sich selbst aus. Mit welchen anderen Großeltern man gemeinsam ein Enkelkind bekommt – darauf hat man keinen Einfluss.
Eifersüchteleien unter Omas sind zwar normal, aber in den allermeisten Fällen gar nicht nötig. Das Enkelkind selbst profitiert im besten Fall von doppelter Omaliebe.

Ein Enkelkind, zwei Omas

Als Oma verliert man den Status der Einzigartigkeit, den man als Mutter hatte: Ein Kind hat in der Regel zwei Omas. Kleine Schübe von Eifersucht – wenn auch nur unbewusst – sind da ganz normal.

Das Enkelkind kann als erstes den Namen der anderen Oma aussprechen?
Streckt die Arme nach ihr aus und nicht nach einem selbst?
Will lieber bei der anderen Oma auf den Schoß?
Oder sagt später, wenn es schon reden kann, klipp und klar: „Die Oma Anne ist meine Lieblingsoma“?

Dass solche Situationen einen Stich versetzen, ist nur menschlich.

Nicht mit Geschenken „bestechen“

Regel Nummer Eins, wenn das Enkelkind eine Oma scheinbar bevorzugt: Das Enkelkind nicht mit Geschenken „bestechen“. Die Verlockung ist oft groß, sich die Enkel-Liebe über ein besonders heiß ersehntes Geschenk zu „erkaufen“. Die Oma mit den besseren Geschenken steht beim Kind natürlich schnell hoch im Kurs. Aber auch nur so lange, bis die andere Oma kontert und mit einem noch größeren, teureren, vermeintlich besseren Geschenk um die Ecke kommt.

Ein solcher „Geschenke-Wettkampf“ sorgt zwar immer wieder für kurze Begeisterung beim Kind – schadet aber langfristig der Beziehung zur anderen Oma. Und auch die Verbindung zum Enkelkind wird nur oberflächlich inniger: Gefühle kann man schließlich nicht mit Geschenken kaufen.

Alle Gefühle sind erlaubt

Und genau die gilt es, genauer zu betrachten: Gefühle sollten immer zugelassen werden – sowohl die des Enkelkindes als auch die eigenen.

Dem Kind zu verbieten, eine „Lieblingsoma“ zu haben, ist nicht der richtige Weg – schließlich kann niemand von uns alle Menschen gleich lieb haben. (Studien haben übrigens gezeigt, dass das sogar für Eltern und ihre eigenen Kinder gilt.) Vielleicht hast du als Oma eines Tages auch ein Lieblings-Enkelkind? Diese Gefühle sind genauso erlaubt und in Ordnung! Der Unterschied ist, dass wir Erwachsenen solche Gedanken nicht unbedarft rausposaunen, so wie Kinder es tun. Wichtig ist, sich daran zu erinnern: Bewusst verletzen möchte das Kind dich nicht!

Zwei Omas ergänzen sich

Ergänzung statt Eifersucht

Am meisten ist allen Seiten – Omas, Enkelkind und auch den Eltern, die dazwischenstehen – geholfen, wenn die Omas einander ergänzen ohne zu konkurrieren.

Ein Beispiel: Dein Enkelkind war mit der anderen Oma zum allerersten Mal im Zoo – und erzählt seitdem von nichts anderem mehr. Die Pinguine, der Elefant, sogar einen echten Löwen haben sie gesehen! Es muss ein unvergessliches Erlebnis gewesen sein, das die beiden da hatten. Gern hättest du diese Erfahrung auch mit eurem Enkelkind gemacht, doch nun ist es zu spät.

Was kann nun helfen, um auch deinen Gefühlen Raum zu lassen? Der erneute Besuch im Zoo oder gar ein Besuch in einem anderen, größeren, „besseren“ Zoo ist sicher nicht die Lösung. Sinnvoller auch für euer Enkelkind ist es, etwas Neues, Eigenes zu finden, das euch beiden eine eigene Erinnerung verschafft. Vielleicht ein Besuch in einem kinderfreundlichen Museum, eine Stadtrundfahrt in einem dieser tollen großen Busse, oder etwas ganz anderes.

Und vielleicht muss es noch nicht einmal ein anderer Ausflug sein, wenn das gar nicht deine große Leidenschaft ist, sondern eine Aktivität zu Hause: ein Bastelnachmittag mit tollen Materialien, die es nicht im Kindergarten oder in der Schule gibt, oder ihr baut die weltgrößte Kartonburg, die es je gegeben hat!

Nicht besser sondern anders

Die Idee hinter den ergänzenden Aktivitäten ist einfach: Wenn ihr als Omas euch nicht miteinander vergleicht, tut es euer Enkelkind im besten Fall auch nicht.

Dann gibt es zum Beispiel nicht die eine Oma, die besser vorliest als die andere oder toller basteln kann – sondern eine Vorlese-Oma und eine Bastel-Oma. Was natürlich nicht heißen soll, dass nicht beide Omas vorlesen oder basteln dürfen! Aber es ist eben vollkommen okay, wenn bestimmte Aktivitäten das Aushängeschild der einen, und andere Dinge das Aushängeschild der anderen Oma sind.

Aller guten Dinge sind Drei

Und im allerschönsten Fall findet ihr alle drei, die Omas und euer Enkelkind, eine Aktivität, die ihr gern zu dritt macht. Vielleicht gibt es ein Brettspiel, das allen gleichermaßen Freude bereitet? Oder ihr plant den ersten gemeinsamen Besuch im Kino zu dritt?

Denn wer es schafft, mit dem Enkelkind und untereinander eine gute Beziehung zu führen, wird schnell merken, dass doppelte Omaliebe viele schöne Vorteile hat – für das Kind und für euch Omas.

Fotos: shurkin_son/shutterstock.com, Motortion Films/shutterstock.com